Mission (im)possible? Solarstrom für alle

Wie fühlt es sich an, ohne Strom zu leben? Souleymane Niang kann sich daran noch sehr gut erinnern. Aufgewachsen in einem Dorf im Senegal, machte er bis zu seinem zwölften Lebensjahr seine Hausaufgaben im Schein einer rußenden Petroleumlampe. Heute entwickelt der Wirtschafts-Ingenieur für SMA den Markt für PV-Diesel-Hybridsysteme im Sonnengürtel der Erde – und leistet damit einen wichtigen Beitrag dazu, dass zukünftig auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern kein Mensch mehr ohne Strom leben muss.
Als Souleymane Niang Anfang der 1980er Jahre wie so oft samstags seinen Onkel im senegalesischen Dakar besucht, wird er hellhörig: Der Professor diskutiert mit einem Kollegen darüber, welche Möglichkeiten der breite Einsatz der Photovoltaik für die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas eröffnen würde. Der Abiturient ist sofort fasziniert von der Idee und möchte unbedingt zu ihrer Verwirklichung beitragen. Er bewirbt sich für ein Stipendium an einer deutschen Universität und ist fest entschlossen, anschließend in sein Heimatland Senegal zurückzukehren, um dort seine Kenntnisse als Wirtschafts-Ingenieur für die Elektrifizierung des Landes mit Solarenergie zu nutzen.
1,3 Milliarden Menschen haben weltweit immer noch keinen Zugang zu Strom – und damit zu wirtschaftlicher Entwicklung.
Doch dann kommt alles anders. Während des Studiums verliebt sich Niang in eine Deutsche und gründet mit ihr eine Familie. Der Gedanke an die Photovoltaik lässt ihn jedoch nicht los. Also überlegt er nicht lange, als er 2006 das Angebot bekommt, bei SMA den internationalen Service aufzubauen. Schließlich entwickelt SMA unter anderem Photovoltaik-Insellösungen und ist damit Pionier in der Elektrifizierung ländlicher Gebiete in sonnenreichen Regionen ohne Stromnetz. Ein weltweit zuverlässiger Service spielt dabei eine wichtige Rolle.
Photovoltaik macht unabhängig von teurem Dieselkraftstoff
Acht Jahre später verfügt SMA über eine globale Service-Infrastruktur, die ihresgleichen sucht. Und Souleymane Niang findet innerhalb des Unternehmens eine neue Herausforderung, in der er noch direkter dazu beitragen kann, den Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern Zugang zu elektrischem Strom und damit zu wirtschaftlicher Entwicklung zu geben. Er soll für SMA den Markt für PV-Diesel-Hybridsysteme entwickeln. Ziel ist es, Unternehmen und ganze Orte in netzfernen Gebieten durch die Einbindung von Photovoltaik in bereits vorhandene oder neu zu errichtende Dieselstromversorgungen unabhängiger von teurem Dieselkraftstoff zu machen.
Der 50-Jährige ist von Anfang an Feuer und Flamme für die neue Aufgabe. „Was wir hier tun, hat gesellschaftliche Relevanz. Die Lösung der Energiefrage ist elementar für die weitere Entwicklung der Länder im Sonnengürtel der Erde. Mit einer Ausweitung der lokalen Dieselstromversorgung kann das nie gelingen, denn Dieselkraftstoff ist teuer und klimaschädlich. Auch konventionelle Großkraftwerke sind keine gute Alternative. Ihr Bau dauert viel zu lange und verschlingt Unsummen. Photovoltaik ist einfach die kostengünstigste und nachhaltigste Lösung für Unternehmen und Energieversorger in den aufstrebenden Märkten, um schnell eine stabile und unabhängige Stromversorgung aufzubauen“, betont Niang.
Lokale Präsenz ist enorm wichtig, um den Markt zu verstehen
Um den Besonderheiten in diesem Geschäft gerecht zu werden, gründet SMA die Tochtergesellschaft SMA Sunbelt Energy GmbH, deren Geschäftsführer Souleymane Niang wird. „Die Länder des Sonnengürtels sind sehr unterschiedlich, sowohl bezüglich ihrer politischen Strukturen als auch des Stands der wirtschaftlichen Entwicklung. Man muss jeden einzelnen Markt sehr gut verstehen“, erklärt er.
„Nur wenn wir die Energie der Sonne nutzen, können wir in Regionen wie Afrika, Südamerika und Südostasien in naher Zukunft flächendeckend eine nachhaltige, sichere und kostengünstige Stromversorgung aufbauen.“ Souleymane Niang
In Ländern wie Thailand ist der Solarmarkt bereits so weit vorangeschritten, dass Souleymane Niang und sein Team mit Projektentwicklern vor Ort zusammenarbeiten können, um PV-Diesel-Hybridanlagen zu realisieren. In anderen Ländern, wie Mali, gibt es diese Strukturen noch nicht. Dort reicht es nicht aus, erstklassige technologische Lösungen und einen zuverlässigen Service zu bieten. „In diesen Märkten müssen wir selbst schlüsselfertige Projekte entwickeln, deren Betriebsführung wir auch gemeinsam mit lokalen Partnern übernehmen. Dazu ist es extrem wichtig, direkten Zugang zu den Kunden zu bekommen, die lokalen Geschäftsgepflogenheiten gut zu kennen und sich ein lokales Netzwerk aufzubauen“, so Souleymane Niang. Deshalb analysiert er gemeinsam mit seinen Mitarbeitern die Märkte, und sie entscheiden anschließend, in welchen Ländern nach und nach eigene Repräsentanzen aufgebaut werden. Dort arbeiten einheimische Mitarbeiter, die sich in den jeweiligen Märkten besonders gut auskennen.
Wissensvermittlung vor Ort ist die Basis für weitere Entwicklung
Schon bald werden erste Projekte realisiert. So sichert sich etwa im Mai 2014 eine große Teefarm im Osten Kenias mit einem PV-Diesel-Hybridsystem mit SMA Technologie gegen die häufigen Ausfälle des öffentlichen Stromnetzes ab. Damit senken die Betreiber gleichzeitig ihre Betriebskosten, weil sie erhebliche Mengen an Dieselkraftstoff einsparen. In Bolivien weiht Präsident Evo Morales höchst persönlich das welt-weit größte PV-Diesel-Hybridsystem mit Batteriespeichern ein. SMA liefert für die Anlage nicht nur die Fuel Save Solution, mit der große Photovoltaikanteile in das Dieselnetz integriert werden können, sondern auch vier neu entwickelte große Batterie-Wechselrichter, die zusätzliche Speicher einbinden, um die Solarenergie noch besser zu nutzen. Nach ihrer Fertigstellung deckt die Anlage die Hälfte des Energiebedarfs der Provinzhauptstadt Cobija und angrenzender Ortschaften mit sauberer und kostengünstiger Solarenergie.
Die aufstrebenden Länder im Sonnengürtel der Erde brauchen schnell eine stabile und kostengünstige Stromversorgung
Souleymane Niang ist stolz auf diese Vorzeigeprojekte. Doch die Bereitstellung von Technik und die Realisierung ganzer Anlagen ist für ihn noch lange nicht genug: „Um eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung anzustoßen und damit auch für uns den Markt weiter zu bereiten, müssen wir direkt vor Ort Fachwissen zur Photovoltaik aufbauen.“ Deshalb kooperiert SMA wo immer dies möglich ist mit Universitäten und anderen lokalen Bildungseinrichtungen, um nicht nur Kunden, Installateure und Projektentwickler, sondern auch Schüler und Studenten zur Solarenergie zu schulen. Souleymane Niang ist sich sicher: „Wenn die Menschen in Afrika und anderen sonnenreichen Regionen erst einmal wirklich begriffen haben, was sie mit Photovoltaik erreichen können, ist das der Beginn einer Revolution.“
Dieser Beitrag ist erstmals im SMA Geschäftsbericht 2014 erschienen.
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