Väter in Unternehmen sichtbar machen

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll nicht mehr allein ein Thema der Frauen sein. Diesen Wunsch hegen heute viele Männer. Sie wollen sich mehr einbringen, Verantwortung als Vater übernehmen und die Aufgaben der Eltern gerechter verteilen. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen diesen Wünschen Rechnung tragen.
Auch bei SMA wollen wir Väter stärker unterstützen. Deswegen haben wir uns im Rahmen eines Diversity-Dienstags einen Experten eingeladen: Volker Baisch setzt sich seit mehr als 20 Jahren für das Thema Väter in Unternehmen ein. Mit dem Väternetzwerk conpadres bringt er Unternehmen, Eltern und Politik zusammen, um die Vorteile von starken Vätern für die gesamte Gesellschaft stärker zu beleuchten.
Welche Rolle haben Männer heutzutage innerhalb ihrer Familien?
Volker Baisch: Männer und insbesondere Väter wollen heute häufig eine partnerschaftliche Rolle innerhalb ihrer Kernfamilien einnehmen, als sie das unter Umständen noch von ihren eigenen Vätern kannten. Dass zeigen immer wieder Umfragen, so auch unsere conpadres Trendstudie aus dem vergangenen Jahr. Väter wollen nicht auf die Ernährerrolle reduziert werden, für ihre Kinder und ihre Partner*innen da sein und Care-Aufgaben übernehmen. Allerdings bleiben die Paare noch in ihren gelernten Rollen, denn nach der Geburt des ersten Kindes dominieren immer noch klassische Rollenverteilungen zwischen Mann und Frau. Die Gründe dafür sind vielfältig und vielschichtig und reichen von dominanten gesellschaftlichen Strukturen, wie das Ehegattensplitting und gelernte Rollenerwartungen bis hin zu individuellen Wünschen der Paare.
Welche Tipps gebt ihr als Väternetzwerk conpadres Familien für ein gleichberechtigtes Familienleben?
Wir wollen Väter ermutigen, aus den alten und nicht gleichberechtigten Rollenmustern auszubrechen – in denen sie in der Regel auch nicht glücklich werden – und aktiv und mutig partnerschaftliche und ausgeglichenere Lebensmodelle in ihren Familien zu wagen. Ein Weg der Ermutigung ist die Vernetzung mit Vätern und Männern, die in einer ähnlichen Lebenssituation stecken. Man merkt einfach, man ist nicht allein mit seinem „Thema“, holt sich Tipps und Trick und lernt als Mann einfach, auch im Job über Familie, Kinder und Vereinbarkeit zu sprechen. Aus meiner Perspektive können Väter hier nur gewinnen. Ganz besonders wichtig ist es für junge Paare, den Mental Load – also die unsichtbare Planungsarbeit der Carearbeit, die oft noch bei den Müttern liegt – miteinander gut und regelmäßig zu besprechen.
Welche Auswirkungen haben die familiären Rollen auf die berufliche Situation und verstärkt sich damit der Fachkräftemangel?
Ganz plakativ und verkürzt gesprochen enthalten wir mit dem klassischen Modell „Mann Vollzeit, Frau Teilzeit“ dem Arbeitsmarkt einen erheblichen Prozentsatz qualifizierter Frauen und drängen sie stattdessen in unbezahlte Care-Arbeit innerhalb ihrer Familien. Das lindert nicht gerade die Knappheit an Fachkräften. Und dabei möchten viele in Teilzeit beschäftigte Frauen mehr arbeiten. Dazu – auch das belegen Umfragen immer wieder – tragen viele Väter den Wunsch in sich, ihre Arbeitszeit in Richtung „Vollzeit light“ oder einer 4-Tage-Woche zu reduzieren, ohne allerdings diesem Wunsch nachzugeben. Eigentlich eine gute Ausgangssituation: Frauen wollen mehr, Männer weniger arbeiten – da sollte doch eigentlich eine Lösung zu finden sein. Allerdings braucht es eine Vernetzung mit Gleichgesinnten, wie z.B. in einem unternehmensinternen Väternetzwerk.
Wie können Unternehmen Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Männer unterstützen?
Unternehmen können ihre männlichen Mitarbeiter vor allem darin unterstützen, ihre Vereinbarkeitsbedarfe im Unternehmen zu artikulieren und wahrzunehmen und den passenden Rahmen dafür bieten. Wichtig ist dabei eine Unternehmens- und Führungskultur, die diese Entwicklung aktiv begleitet und nicht nur als Lippenbekenntnis vor sich herträgt. Besonders Role-Models in Führungspositionen, die glaubhaft und authentisch Vereinbarkeit und Karriere im Unternehmen vorleben sind in dieser Hinsicht Gold wert und können mittelfristig, wie auch Netzwerke die Unternehmenskultur verändern. Das hat nicht nur eine starke Wirkung nach innen, sondern auch nach außen, in dem es das Employer Branding sehr unterstützt.
Volker, vielen Dank für das Gespräch.
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