Wärmeverordnung und Photovoltaik – das französische Modell

Frankreich hat Nachholbedarf, wenn es um die Energieeffizienz von Gebäuden geht. Dies wird anhand folgender Tatsachen deutlich: 42,5 % des Energieverbrauchs entfallen auf den Gebäudesektor und ein französischer Haushalt muss jährlich Heizkosten in Höhe von 900 Euro begleichen. 2009 reagierte die französische Regierung darauf, indem sie ein neues Ziel vorgab: die Senkung des Energieverbrauchs von Gebäuden.
Die drei Meilensteine
Die zu diesem Zweck verabschiedeten Gesetze sehen eine Erhöhung der Gebäudeeffizienz vor und legen drei zentrale Meilensteine fest:
- 2005: 150 kWh/m2/Jahr
- 2012: 50 kWh/m2/Jahr
- 2020: Gebäude mit positiver Energiebilanz
Für den Wohnungsbausektor ist eine Reduzierung des Energieverbrauchs von 150 kWh/m²/Jahr auf 50 kW ein gewaltiger Sprung. Zum Vergleich: Dies ist ungefähr so, als würde man von der Automobilindustrie fordern, neue Fahrzeuge mit einem Kraftstoffverbrauch von weniger als 2,5 l/100 km zu bauen.
Hier bietet sich der Photovoltaik die Gelegenheit, sich von einem reinen Investitionsprodukt zu einer echten, nachhaltigen Lösung bei Bauplanung und Gebäuderenovierung zu entwickeln.

Dieses 4 000 m² große Passivgebäude befindet sich in einem Vorort von Paris und beherbergt verschiedene Regierungsstellen. Dank einer Anlage, die 58,9 kWp leistet und mit vier Wechselrichtern vom Typ Sunny Tripower 17000TL ausgerüstet ist, handelt es sich um ein Gebäude mit vollständig positiver Energiebilanz.
Große Chance für PV in Frankreich
Das SMA France Building Solutions Team erkannte, dass sich durch die in der Wärmeverordnung (RT2012) formulierten Zielsetzungen die große Chance bot, Photovoltaik als flexible Lösung zur Erreichung der Zielvorgaben anzubieten. Der mittels Photovoltaik erzeugte Strom trägt zur Reduzierung des Energieverbrauchs bei.
Beispiel: Ein Planungsbüro berücksichtigt beim Entwurf eines Hauses alle wichtigen Gesichtspunkte, um einen Energieverbrauch von 50 kWh/m2/Jahr zu realisieren: gute Isolierung, Dichtigkeit der Gebäudehülle, thermische Trägheit, angrenzende Gebäude, Ausrichtung usw. Falls die RT2012-Berechnung immer noch einen Energieverbrauch von 55 kWh/m2/Jahr ergibt, steht den Architekten ein weiteres Mittel zur Verfügung: Wenn mit einer PV-Anlage 5 kWh/m2/Jahr erzeugt werden, wird diese Menge von der Energiebilanz abgezogen und hilft dadurch, das Ziel zu erreichen.
Ganzheitliche Betrachtung des Wohnungsbaus und der Energieregulierung
Um die Besonderheiten dieses Gesetzes und das Potenzial der PV zu verstehen, darf man sich nicht allein auf das Thema Photovoltaik beschränken. Vielmehr müssen der Wohnungsbau und die Energieregulierung aus einem breiteren Blickwinkel betrachtet werden. Genauso ist auch das SMA France Building Solutions Team vorgegangen. Es hat sich zahlreiche Netzwerke aus Bauträgern, Planungsbüros und Architekten aufgebaut.
Das Lösungsportfolio von SMA France
Durch diese besondere Herangehensweise konnte SMA France ein ideales Lösungsportfolio entwickeln, das den heutigen Anforderungen des Bausektors gerecht wird.
- Lösung 1
Das Ziel besteht darin, eine Lösung anzubieten, die exakt die Anforderungen des Gesetzes zur Gebäudeeffizienz erfüllt, indem
a) Energie aus erneuerbaren Quellen lokal erzeugt wird und
b) von dieser erzeugten Energie bis zu 12 kWh/Jahr/m2 dem Energieverbrauchs-Grenzwert von 50 kWh/m2/Jahr hinzugerechnet werden können.
Bei diesem Konzept werden nur zwei Modul-Wechselrichter und Module benötigt. In dem Modell wird die Photovoltaik-Anlage im Eigenverbrauchs-Modus betrieben, wodurch die Kosten, die über den Netzanschluss entstehen, reduziert werden.
- Lösung 2
Ein weiterer Kapitalertrag. Durch Erhöhung der installierten Leistung haben Hauseigentümer auch Anspruch auf eine Einspeisevergütung, die für durch Photovoltaik erzeugte Energie ausbezahlt wird. Hierbei wird eine Anlage mit einer Leistung von 3 bis 5 kW und einem SMA String-Wechselrichter zur Lieferung eines maximalen Ertrags genutzt.
- Lösung 3
Der abschließende und am weitreichendste Ansatz sieht eine größere Anlage (mit einer Leistung von mehr als 6 kW) vor. Dadurch würde das Gebäude zu einem Passivhaus werden. So kann man frühzeitig auf zukünftige Entwicklungen und Marktregulierung reagieren. Tatsächlich hat die Regierung bereits einen Gesetzesentwurf für verbindliche Gebäudeeffizienzmarken ausgearbeitet. Bis 2020 müssen Gebäude mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen.
- Ergänzung
Neben Wechselrichtern spielen Überwachungssysteme wie der Sunny Home Manager eine wesentliche Rolle. Denn nur mit einem guten Energiemanagement lässt sich die Gebäudeeffizienz steigern. Der Bewohner bzw. Nutzer eines Gebäudes möchte und muss schließlich über den Energiefluss in seinem Haus im Bilde sein.
Integration von Photovoltaik bereits in der Planungsphase
Mit diesen Lösungen kann das SMA France Building Solutions Team auf Planungsbüros zugehen. Außerdem gehen wir Partnerschaften mit spezialisierten Großhandelsunternehmen ein, die direkt mit den wichtigsten Wohnungsbaufirmen in Verbindung stehen. So stellen wir sicher, dass Photovoltaik bereits während der Planungsphase von Gebäuden berücksichtigt wird.
Sonnige Aussichten
Damit besteht die Chance, 400 000 Gebäude pro Jahr in Frankreich auszustatten. Frankreich hat hier die Pionierrolle übernommen und ist in dem Bereich derzeit führend. Mit Sicherheit werden Nachbarländer ähnliche Ansätze verfolgen. Für den Photovoltaiksektor erschließen sich im Bereich der Gebäudeeffizienz und der Smart Home-Technologie dadurch ganz neue Chancen.
Kriterien der Wärmeverordnung RT2012 (Réglementation thermique)
- Bioklimatische Erfordernisse (Bbio)
Dieser Koeffizient gibt darüber Aufschluss, wie sich die Konstruktion eines Gebäudes auf die Energieeffizienz auswirkt. In Punkten ausgedrückt muss der Bbio-Wert unter einem Bbiomax-Höchstwert liegen.
- Primärenergieverbrauch (Cep)
Dieser Koeffizient gibt den erlaubten Höchstwert des Primärenergieverbrauchs (Zentralheizung, Kühlung, Beleuchtung, Bereitung von Warmwasser) eines Gebäudes an, der auf ca. 50 kWh/m2/Jahr geschätzt wird (Cmax). Der maximale Verbrauch (Cmax) variiert je nach geografischer Lage, Höhe und Nutzungsart des Gebäudes sowie der durchschnittlichen Gebäudefläche und den Treibhausgasemissionen.
- Temperaturregelung im Sommer (Tic)
In den Gebäuden muss eine angemessene Innentemperatur herrschen. Der Grenzwert (TicRef) darf auch nach fünf sehr heißen Tagen in Folge nicht überschritten werden.
- Einsatz mindestens einer erneuerbaren Energiequelle
Worauf beziehen sich die 5 kWh/m²a der PV-Anlage? Auf die Wohnfläche oder Modulfläche? Für große Gebäude kann das sicher eine Alternative sein, wo in Frankreich ohnehin viel mit Strom geheizt wird.
Bei den Kritierien für die Wärmeverordnung ist der Stromverbrauch nicht enthalten, soll dann die PV-Anlage für die Heizung eingesetzt werden oder wie geht diese in die Bilanz ein?
Hi Andreas,
ich gebe das gerne mal an meinen französischen Kollegen weiter.
Liebe Grüße
Leonie
Hallo Andreas,
hier die Antwort von David:
die 5 kwh/m² beziehen sich sowohl auf die Wohnfläche als auch auf die Modulfläche. Er schreibt: „You can add 5 kwh/sqm on the roof to increase your living area consumption from 50 to 55.“
Er stimmt dir außerdem zu, dass dies Flexibilität in Bezug auf elektrische Heizgeräte bietet. Allerdings gibt es wohl einen Deckel bei 12 kwh/m², sonst gäbe es keinen Anreiz Strom zu sparen. Er schreibt: „You’re right, this offers flexibility for electrical heaters, however there’s’a cap of 12 kwh.sqm, otherwise people would just continue to use plenty of electrical heaters and just compensate everything with pv.“
Hoffe, das beantwortet deine Fragen.
Schönes Wochenende
Leonie